30.Juni 2017 - Tag 35 - haase-news

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30.Juni 2017 - Tag 35

Wandern > Jakobsweg > Tag 31-40
Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Noch vor einer Woche war es so heiß, dass man bequem auf der Straße hätte Spiegeleier braten können. Und heute habe ich meinen (einzigen mitgenommenen) Pullover herausgekramt, nachdem ich gerade vor Kälte wach geworden bin.

Gestern Abend war wirklich sehr ungewöhnlich: Ingeborg und ich haben lange bei einer Flasche Wein gesessen und geredet. Sie hört gut zu, und sie kann auch gut erzählen.

Als sie gegangen war, fiel mir ein, dass ich das Ladegerät des Telefons im Rucksack vergessen hatte. Da kam ich in dem Augenblick auch nicht mehr dran. Deshalb musste ich eben Strom sparen.
Heute Morgen musste sie um 8 Uhr zu einer Routineuntersuchung ins Krankenhaus fahren. ("Bei uns muss man auch zur Akupunktur ins Krankenhaus.") Nach einem tollen Frühstück machte ich mich zu dieser Zeit also auch auf die Strecke.
Kaum war ich im ersten Aufstieg, stand schon ein Bauer am Weg, als hätte er auf mich gewartet. Wir sprachen zwar nur übers Wetter, aber es war trotzdem ein gutes Gefühl, das Gefühl, bei den Menschen willkommen zu sein.
Die Strecke schwang sich gleich wieder auf die Hochfläche hinauf, und so war ich bald darauf schon in Melisey, dem Ende des ersten Abschnitts heute. Damit hatte ich aber auch die Champagne hinter mir gelassen. Von nun an bin ich im Burgund, in der Bourgogne im Department Yonne.
Der Wind hatte zugenommen, und auf dem Weg in den nahen Nachbarort Chamelard fielen die ersten Regentropfen. Ich entschloss mich, ein Buswartehäuschen zu nutzen, um den Poncho in Aktion zu bringen. Dann ging es wieder hoch, diesmal zur Ferme de Casse-Bouteille. Eine Ferme, das hatte ich in den letzten Tagen schon gelernt, ist einfach ein einsamer Bauernhof. Hier gab es wieder ein Sonnenbumenfeld. Ein paar Tage brauchen die Blumen noch, dann wird das hier eine "Explosion in Gelb" (Ingeborg). Zur Sicherheit habe ich euch zwei Aufnahmen mitgebracht, auch wenn die Explosion noch nicht so weit war.
Ich stapfte weiter gegen Wind und Regen an, durch Felder und Wälder, vorbei an aufgeregten Ziegen und gleichmütig dreinschauenden Bullen (den echten, französische Polizisten heißen nicht so ).
Als ich an einer Stelle aus dem Wald heraustrat, hatte ich einen so schönen Ausblick ins Tal, dass ich einen Erstaunensruf ausstieß. Leider lassen sich solche Bilder selbst bei gutem Wetter nicht einfangen, so dass ihr darauf verzichten müsst.
Durch Epincuil stieg ich kurz darauf hinunter nach Tonnerre ins Tal des Armancon. Gleich nebenan liegt die Fosse Dionne, eine Karstquelle, die 242 Liter Wasser pro Sekunde aus dem Boden schüttet. Ich würde sie mir gern ansehen, aber draußen schüttet es immer noch. Vielleicht morgen früh...

Update etwa 2 Stunden später:
Der Regen hat aufgehört, und ich habe mir den eindrucksvollen Quelltopf angesehen. Hoch darüber thront die Kirche, an der mein Weg morgen vorbei führt.
Alle Bilder: Bitte Vorschaubild anklicken!
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