17.August 2017 - Tag 83 - haase-news

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17.August 2017 - Tag 83

Wandern > Jakobsweg > Tag 81-90
Ich weiß, ich bin spät dran. Aber heute ging es nicht anders.

Wir starteten heute Morgen nach einem tollen Frühstück gegen 8 Uhr. Ein gekochtes Ei nahmen wir mit, um es unterwegs zu essen.

Der Weg war zunächst mal sehr harmlos: kleine Steigungen, lange, ebene Strecken. Henri war allerdings nicht zu sehen.

In Sainte-Palais, einer kleinen, hübschen Stadt, machten wir Mittagspause. Ich konnte es nicht lassen: ich musste ein paar Nektarinen und Orangen kaufen. Wie habe ich das bereut!

Der Rucksack war viel schwerer als zuvor, als wir uns wieder auf den Weg machten. Und der Weg bog nach oben ab - direkt gegen die Höhenlinien.

Meter um Meter kletterten wir hoch. Und der Rucksack war so schwer. Wenigstens war der Weg schattig.

Die Zeit schien unendlich lang zu werden, bis wir endlich den höchsten Punkt erreichten. Hier hatte ein Künstler 3 Säulen errichtet, die die 3 Wege symbolisieren sollten, die sich hier (einige hundert Meter weiter) vereinigten.

Die Aussicht war überwältigend. Wir genossen unser Mittagessen (Früchte, Brot, etwas Käse, Wasser) und ruhten uns aus.

Plötzlich erschien ein junges französisches Paar mit einem Hund. Wir hatten sie schon vorher gehört und glaubten, auch ein Kind gehört zu haben.

Die beiden setzten sich zu uns und wir redeten. Sicher eine halbe, vielleicht aber auch eine ganze Stunde später brachen die beiden wieder auf - und merkten plötzlich, dass ihr 8jähriger (!) Sohn nicht da war.

Inzwischen war auch Henri eingetroffen. Er hatte den Jungen während seines Aufstiegs gesehen und sich gewundert, aber gedacht, dass der Junge sich hier auskennt.

Helfen konnten wir den beiden sowieso nicht. Immerhin konnte man nur den einen Weg nach unten gehen. Wir machten uns also auf den Weiterweg. Er führte uns ebenfalls nach unten zur Säule von Gibraltar. Der Name hat nicht wirklich etwas mit dem spanisch-englischen Felsen zu tun, sondern bezieht sich auf den naheliegenden Ort. Hier also stoßen der Weg von Vezelay, der Weg von Le Puy und der Weg von Paris zusammen.

Noch einmal ging es bergauf, diesmal in praller Sonne, zum Glück aber nicht mehr so steil. Oben erreichten wir den unglaublichsten Aussichtsplatz der bisherigen Tour. Zudem gab es dort frisches, köstliches Wasser. Wir blieben lange Zeit und genossen die herrliche Sicht.

Dann ging es wieder nach unten, ein paar kleine Zwischenaufstiege weiter-- und schon waren wir am Ziel.

Wir wohnen in einem sehr alten Bauernhaus, sozusagen auf dem Dachboden. Heute Nacht sollten wir beim Toilettengang besser daran denken, dass die Tür auf halber Höhe nicht aufs Klo führt - sondern ins Freie, etwa 2 Meter direkt nach unten.

Es war schon spät. Als alle geduscht hatten, mussten wir uns sputen, um zum Abendessen ins Restaurant zu kommen. Vorher allerdings verabschiedeten wir uns von Anne, die heute zum letzten Mal bei uns war. Inzwischen wurde sie von ihrer Familie abgeholt.

Das Abendessen bestand aus einer Gemüsesuppe (Spezialität der baskischen Region), Fleisch mit grünen Bohnen, Nudeln und Salat, danach Käse oder Eis.

Das Eis passte gerade noch rein

Dazu gab es Wein, das obligate Wasser, einen sehr leckeren Digestif und Kaffee.

Während ich dies schreibe, sitze ich an einem Gartentisch vor der Eingangstür und genieße noch ein Glas Portwein. Eine Grille zirpt ihr Lied, die Sterne leuchten vom klaren Himmel, gegenüber sitzt Henri und raucht eine Pfeife.

Morgen geht es also nach Saint-Jean-Pied-de-Port und damit zum Ende meines französischen Wegteils.

Ich muss dort einen Ruhetag einlegen, weil ich erst am 20. August einen Schlafplatz in Orisson habe. Und den möchte ich gern mitnehmen, damit der Pyrenäenübergang nicht so stressig wird.

Ich werde aber weiter berichten.
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