21.August 2017 - Tag 86 - haase-news

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21.August 2017 - Tag 86

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Die Herberge in Orisson hat den Charme einer Berghütte. Wir hatten also ein tolles gemeinsames Abendessen (mit ca. 30 Personen), lagen zu 12 Personen in einem Zimmer und hatten etwas Schwierigkeiten mit der Dusche. Pro Person gab es einen (1) Chip, mit dem man 5 Minuten lang duschen konnte. Danach gab's gar nichts mehr, auch kein kaltes Wasser.
Nun ja - geschlafen haben wir jedenfalls gut. Und heute Morgen konnte ich noch vor dem Frühstück dieses (in meinen Augen wunderschöne) Foto vom Licht vor dem Sonnenaufgang schießen.
Nach dem Frühstück ging es gleich los - mit einer heftigen Steigung auf einer kleinen Straße. Im Gegensatz zu gestern gab es aber keine Prozession, sondern die Pilger waren weit auseinandergezogen. Nach dem ersten Steilstück ging es auch gleich etwas gemächlicher weiter, immer noch auf der Straße. Bei der Marienfigur hatte es gestern die Hirtenmesse gegeben. So weit (immerhin 4 km und zurück) war Thea gestern Mittag noch gelaufen, während ich hier geschrieben hatte.
Bei einer Höhe von 1200 m trauten wir unseren Augen nicht: ein Franzose hatte dort einen Stand aufgebaut, an dem man Obst, Süßigkeiten und Getränke, auch Kaffee, kaufen konnte. Wir nahmen das Angebot dankbar an. Bis dahin war der Weg zwar nicht schwer gewesen, aber eine kleine Pause tut ja immer gut.
Auf dem Weiterweg erhielt Else eine schlimme telefonische Nachricht, die bedeutete, dass sie von Pamplona aus sofort nach Hause fahren muss. Die Nachricht ist zu privat, als dass ich sie hier schreiben könnte. Jedenfalls bat sie uns, sie im weiteren Verlauf lieber allein zu lassen. Das haben wir natürlich respektiert. Wir suchten nach einem Platz für einen würdevollen Abschied. Wir fanden einen: Kurz vor dem Pass in 1400 m Höhe stand eine Spanierin mit ihrem Verkaufsstand. Mit 3 kleinen Gläsern eines sehr guten spanischen Weins aus Navarra sagten wir Good-bye.
Von der Passhöhe aus zogen Thea und ich also allein weiter. Wir wählten den gerade mal 800 m längeren, dafür aber sicheren Umweg. Fast alle anderen gingen auf dem direkten, äußerst steilen und steinigen und in allen Führern als gefährlich beschriebenen Weg nach Roncesvalles.
Von unserem Weg aus hatten wir herrliche Panoramablicke auf Roncesvalles und die Pyrenäen, sahen die Adler am Himmel kreisen und erreichten eine Stelle, in der das angeschlagene Heer Karls des Großen auf dem Rückzug nach einer Schlacht gegen die Mauren von den Basken angegriffen und vernichtet wurde. Der berühmte Held Roland fand dabei den Tod. Etwa 90 Minuten später kamen wir in Roncesvalles an, sozusagen im Hinterhof der Pilgerherberge.
Witziges Detail am Rande: Während unserer Pause kam ein junges Pärchen an, das (aus Unwissenheit) die Abkürzung genommen hatte. Mit dem Aufschrei "Antoine - endlich!" stürzten sie auf uns zu. Der Weg war wohl wirklich nicht nett.
Hier, in der Abtei, werden über 160 Pilger beherbergt. Das waren uns doch ein paar zu viel. Wir entschlossen uns, 7 km weiter nach Espinal zu laufen. Dort kamen wir in der Herberge Irugolenea unter - nicht gerade ein Luxushotel, aber verglichen mit dem Massenbetrieb in Roncesvalles doch recht beschaulich.
Morgen geht es dann weiter in Richtung Pamplona, das wir aber wohl noch nicht erreichen werden. Dort wird dann wohl auch Thea nach Hause fahren, sofern ich sie nicht noch umstimmen kann
Noch eine kleine Ergänzung: an dieser zweiten Verpflegungsstelle am Berg sprachen wir kurz mit einem Australier. Bei der Gelegenheit kam auch zur Sprache, dass ich von Köln aus unterwegs war. "Ach, du bist Antoine! Ich kenne dich. Ich war mit Henri, Veronique und Nadia zusammen."
Da bleibt einem doch der Mund offen stehen

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