06.August 2017 - Tag 72 - haase-news

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06.August 2017 - Tag 72

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Gestartet bin ich in St-Foye-la-Grande morgens um 5 Uhr. Bei einer 30km-Strecke nicht zu früh. Allerdings waren die Temperaturen erträglich, morgens war es sogar fast kalt.

Von Martina hatte ich mich gestern Abend schon verabschiedet. Sie hatte dazu eine Flasche Rosé mit Grapefruitsaft gemischt, ein in Frankreich wohl beliebtes Erfrischungsgetränk. Man spürt den Wein gar nicht - bis man ihn dann doch spürt

Um die frühe Morgenstunde war es noch stockdunkel, aber der Weg führte 3 km weit durch die Stadt und über eine Ausfallstraße, die zu dieser Zeit noch unbelebt war.

Dann ging es aber rechts über einen Feldweg nach oben. Und zumindest um kein Wegzeichen zu verpassen, musste ich erstmals meine Taschenlampe in Betrieb nehmen.

Vor der schlechten Auszeichnung des Wegs, die ab hier nicht von Wanderern, sondern von Beamten vorgenommen worden war, war ich gewarnt worden. Aber nachdem ich mich an das neue System gewöhnt hatte, lief alles ganz gut. Als der Weg jedoch endgültig zum Waldweg wurde, beschloss ich, erst einmal mein Frühstück nachzuholen. Das war eine gute Idee: danach konnte die Lampe ausgeschaltet bleiben - es war hell geworden.

Die folgenden Kilometer verliefen im nun schon gewohnten, nicht immer leichten, Auf und Ab, teilweise über Wald- und Feldwege, durch Weinberge und Wälder, dann aber auch wieder viel über kleine Straßen.

Mittags erreichte ich Pellegrue und fühlte mich sehr müde. Ich fand eine schöne Bank und plünderte meine Vorräte. Am Vorabend hatte ich 4 wunderschöne Nektarinen und zwei ebenso schöne große Orangen zum Wahnsinnspreis von insgesamt 3 Euro erstanden. Die Orangen und 2 Nektarinen waren jetzt fällig, dazu Erdnǘsse und 2 oder 3 Pain au chocolat. Danach fühlte ich mich angenehm satt, schulterte meinen Rucksack und machte mich wieder auf den Weg.

Der fiel mir jetzt überraschend leicht, obwohl ich wusste, das er noch 6 km lang war. Da die Planungsbeamten nicht eingesehen hatten, dass ein GR und ein Pilgerweg mit demselben Ziel unterschiedliche Verläufe haben konnten, hatten sie den Pilgerweg obendrein einfach noch 1 km länger gemacht und an den GR angepasst.

Trotzdem hätte ich locker noch weiter gehen können, als ich an der Abtei des kleinen Ortes St-Ferme ankam.

Im Gras lagen dort - die beiden Holländer, Jean Lucs neue Bekannte. Ich hatte Josef und Patrick am Abend zuvor beim Essen mit Jean Luc kennen gelernt. Wie konnte das sein? Waren die beiden noch früher gestartet als ich? Nein - Patrick hatte dasselbe Schicksal ereilt, das ich in der Champagne zu spüren bekommen hatte. Und auch er hatte nicht mehr weiterlaufen können. Zufällig war gerade ein Taxi des Weges gekommen und hatte die beiden mitgenommen.

Die Herberge öffnete erst um 16:30. Wir legten uns ins Gras vor der Kirche und erzählten - ausnahmsweise mal auf Deutsch.

Zum rechten Zeitpunkt gingen wir zur Herberge, wo eine ganz liebe Engländerin bereits als Herbergsmutter auf uns wartete. Sie war als Freiwillige 15 Tage dort im Dienst.

Alles war schön, die Zimmer waren gut. Aber Jean Luc fehlte. Als er um 18 Uhr immer noch nicht da war, rief ich ihn an. Er war nach St-Foye zurückgegangen, weil er sich nicht wohl fühlte. Er und Patrick hatten gestern Abend das gleiche Eis gegessen. Ob er wohl auch...? Aber Einzelheiten erzählte er nicht.

Wir bekamen ein köstliches Abendessen. (Da sage nochmal jemand, die Engländer könnten nicht kochen...) und danach eine fachmännische Führung durch die Abtei durch einen Franzosen. Die Akustik durfte mal wieder jemand mit einer akzeptablen Stimme ausprobieren. Dirk (falls du hier mitliest), du ahnst gar nicht, wie oft ich jetzt schon die Tenorstimme aus der letzten Seite von "Würdig ist das Lamm" (Messiah Reloaded) gesungen habe
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