28.August 2017 - Tag 93 - haase-news

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28.August 2017 - Tag 93

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Heute zeigte sich Nordspanien von seiner anderen Seite. Aber fangen wir vorn an.

Gestern Abend durfte ich mich wie der Pascha im Harem fühlen. Ich war mit 3 Mädchen im selben Zimmer der Herberge: Ingrid aus Sachsen, Petra aus Bayern (ursprünglich, jetzt aber in Frankreich lebend) und Barbara aus Deutschland. Petra ist wie wir auf dem Weg nach Santiago, geht aber kleinere Strecken, und Barbara macht den Ignazius-Weg von Loyola nach Barcelona.

Etwas später kam noch Emma aus Holland dazu, die mit dem Fahrrad unterwegs ist.

Emma und ich liefen zu einem Aussichtspunkt und gingen danach zum Essen in ein Restaurant, während die anderen drei ihre Vorräte verkochen wollten. Später stießen sie zu uns.

Die Nacht verlief ruhig, und wir hätten alle gut schlafen können. Leider schien ein Scheinwerfer von draußen direkt ins Zimmer, so dass es nicht wirklich dunkel wurde. Aber im Vergleich zu den letzten Nächten war es wirklich erholsam.

Beim Frühstück saß eine große Gruppe deutscher Jugendlicher, eine Firmgruppe, die zumindest einige Teilstücke des Camino gehen will. Ein älterer Herr, der dazu gehörte, scheint der Pfarrer gewesen zu sein.

Die Hospitalera, die zuerst unfreundlich erschien, schenkte mir zwei Flaschen Mineralwasser, als ich meine Flaschen vor dem Aufbruch füllen wollte.

Dann ging es los. Ingrid und ich hatten uns für heute den 32 km langen Weg nach Ciruena vorgenommen.

Der Himmel war dicht bewölkt, und die Temperatur war kühl. So kamen wir sensationell schnell voran. Nach weniger als 1,5 Stunden hatten wir bereits das immerhin 7 km entfernte Ventosa erreicht, obwohl Ingrid immer wieder von den blauen Trauben am Wegesrand naschen musste

Nach einer kurzen Rast ging es weiter durch Weinberge nach Nájera, schon 17 km von Navarrete entfernt. Unterwegs hatte es immer wieder mal gegrummelt und geregnet, so dass wir unsere Ponchos gut gebrauchen konnten. Als Mittagessen hatten wir in Nájera sehr leckere Tapas.

Weiter ging es nach Azofra. Den kleinen Ort hatten wir schnell erreicht, aber die Wolken machten uns zunehmend Sorgen. Trotzdem brauchte ich noch einmal etwas Kaltes zum Trinken (Limonade hat sich als sehr gut erwiesen). Es gab kleine Maishäppchen umsonst dazu.

Wir machten uns also erneut auf den Weg. Es begann zu regnen, aber es hörte wieder auf. Ich ließ meinen Regenponcho am Rucksack hängen. Ingrid hat einen Poncho für den Rucksack und einen für sich. Sie stopfte den Poncho für sich in den Rucksack. Der Weg stieg an und wurde außergewöhnlich matschig. Wir kamen nur langsam voran. Als wir endlich oben waren, nutzten wir die Gelegenheit, die Schuhe an einer Wasserstelle zu waschen.

Es waren nur noch wenige Meter zu unserem Zielort Ciruena. Die Häuser waren schon zu sehen. In der Ferne zuckten Blitze in den Bergen. Als wir die ersten Straßen erreichten, rannten die Kinder in die Häuser, weil es zu regnen begann. Wir beeilten uns, aber wir wussten nicht genau, wo die Herberge war. Es regnete heftiger. Für Ingrid war es zu spät, den Poncho aus dem Rucksack zu holen, und aus Solidarität zog ich meinen auch nicht an. Es begann in Strömen zu gießen. Die Häuser waren alle mit hohen Zäunen umgeben, so dass wir dort keinen Schutz suchen konnten. Aber an einer Ecke gab es ein kleines Dach über dem Einfüllstutzen eines Tanks. Dort stellten wir uns unter.

Zu dem Zeitpunkt waren wir beide schon klatschnass und froren wie die Schneider. Aber der Wolkenbruch wurde immer stärker. Erst eine Viertelstunde später konnten wir durch den immer noch starken Regen weiter laufen. Es waren nur noch 50 Meter, aber wir tropften überall, als wir in die Herberge eintraten. Der Hospitalero Pedro empfing uns nicht gerade begeistert. Aber inzwischen konnten wir unsere nassen Sachen schleudern, bekamen ein 1a-Abendessen mit Wein und einem Schlehenlikör und fühlen uns wieder warm und bettreif. Beim Abendessen trafen wir Alma aus Ungarn und Christiani aus Brasilien. Wir sind also zumindest heute wieder sehr international
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