17.Juli 2017 - Tag 52 - haase-news

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17.Juli 2017 - Tag 52

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Heute Morgen ging es in aller Frühe um halb 7 los, um der Hitze zu entgehen. Patrique und Dominique, meine beiden Gastgeber, ließen es sich nicht nehmen, nach dem Frühstück noch ein Fotoshooting zu machen und mich ein paar Schritte auf der Strecke zu begleiten.

Die ersten 6 km bestanden aus reiner Asphaltpiste - nicht schön, aber in der Morgenfrische konnte man das aushalten. Sehr fern am Horizont sah man einen auffallend schlanken und hohen Kirchturm. Ich überlegte, ob das wohl Loye-sur-Arnon sein könnte, die nächste größere Ortschaft, durch die ich kommen sollte. Aber der Weg lief in eine ganz andere Richtung, so dass ich den Gedanken gleich wieder verwarf.

Der Weg wurde endlich zum Feldweg, dann ging es sogar in einen schattigen Wald, nicht sehr breit, aber langgezogen und kurvig, der Weg immer mittendrin. Noch einmal kam ich an ein besonders schön blühendes Sonnenblumenfeld. Nach langer, langer Zeit schließlich öffnete sich das Gelände, und vor mir sah ich - einen auffällig schlanken, hohen Kirchturm. Es war doch der von Loye-sur-Arnon..

Vor der Kirche aß ich erst einmal ein zweites Frühstück. Patrique und Dominique hatten mir ein Ei, eine Kiwi und einen Kuchen eingepackt. Außerdem verspeiste ich die Reste meiner Vorräte an Wurst und Käse. Ich trug sie ja schon ein paar Tage im Rucksack durch die Gegend. So richtig gut tut das den Sachen ja nicht Auch 2 Nektarinen, die schon etwas "angedatscht" waren, mussten dran glauben.

Ich besuchte die Kirche: romanisch, dunkel, kühl - zumindest an einem Tag wie heute sehr angenehm. Draußen wäre ich gern meine Abfälle losgeworden. Ein Restaurant war schon offen, und der Besitzer erklärte mir, im ganzen Ort gebe es keinen Abfalleimer. Na gut, dann trage ich die Sachen eben in einer Tüte am Rucksack durch die Gegend.

Kurze Zeit später musste ich an einer Mühle den Seitenarm des Arnon überqueren. Ihr seht es auf dem Foto: diese Flussüberqerungen werden immer abenteuerlicher.

Bald darauf war ein Punkt vor Ardenais erreicht, an dem ich die Tour eigentlich verlassen wollte, um mich auf den Weg zum Nachtquartier zu machen.

Da merkte ich, dass ich gestern Abend leider vergessen hatte, die geplante Tour herunterzuladen. Hier, etwa 1 km vor dem Ort, hatte ich auch kein hinreichendes Netz. Also pilgerte ich hin, zur Kirche. Sie war verschlossen, aber ein Friedhofsarbeiter sah mich und schloss auf. Auch hier bot sich wieder das romanisch-dunkle Bild.

Draußen vor der Kirche gab es ein paar Picknick-Tische, so dass ich mich setzen und den Download abwarten konnte.

Dann machte ich mich an den letzten Teil der Route: 5 km auf glühend heißer Straße. Da musste wieder jedes Fleckchen Schatten herhalten.

Ich hatte etwa die Hälfte geschafft, als ich weit vorne einen Wagen sah, der auf die Straße einbog, dann zurücksetzte und gegen die Fahrtrichtung auf meiner Straßenseite stehen blieb. Als ich vorbeigehen wollte, sprach mich ein junges Mädchen auf Französisch an, ob ich sagen könnte wo "La Bourgoisie" läge. Dass die Leute immer mich so etwas fragen müssen, wo ich die Gegend doch noch nie gesehen habe. Der Witz war: ich wusste es. Ich hatte den Ort am Vorabend auf der Karte gesehen. Es war nur nicht ganz einfach, die richtige Karte zu finden. In Komoot war der Ort nicht aufgeführt, im Pilgerführer schon, aber die Kartenausschnitte darin sind zu klein. Währenddessen stellte sich heraus, dass die junge Dame Deutsche war, zu Besuch bei ihrer Oma, der Fahrerin des Wagens, einer Französin. Ich hatte schließlich meine Online-Karte des IGN im Telefon eingestellt und konnte dem jungen Mädchen erklären, wie sie fahren mussten.

Aber die Oma traute der Sache wohl nicht mehr so richtig. Sie war schon dabei, ihre Verwandten oder Freunde anzurufen, die sie zum Ziel begleiten sollten. Ich ging also weiter, bemerkte zu meiner Freude, dass der von mir bezeichnete Abzweig absolut richtig war, sah dann genau dort einen Wagen herauskommen, dessen Fahrer sich zögernd umschaute. Ich deutete hinter mich, wo der andere Wagen noch stand, und Oma wurde ans Ziel geleitet.

Ich war noch etwa 1 km von meinem eigenen Ziel entfernt und überlegte gerade, ob ich in einen abkürzenden Waldweg einbiegen sollte, da hielt wieder ein Wagen neben mir.

"Wollen Sie nach Les Verts Prés?" - "Ja!" - "Steigen Sie ein, ich bin der Besitzer."

Und so konnte ich den letzten Kilometer in einem kühlen BMW genießen statt auf der heißen Straße. Es gab ein kühles Bier für den müden Pilger. Tja - und jetzt sitze ich in meinem Zimmer, schreibe und schlafe zwischendurch ständig ein. Ich glaube, ein Nickerchen tut mir jetzt gut. Bis später!
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