18.Juli 2017 - Tag 53 - haase-news

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18.Juli 2017 - Tag 53

Wandern > Jakobsweg > Tag 51-60
Das wurde noch richtig nett gestern. Beim Abendessen schloss Bricau gleich Freundschaft mit mir. Bricau ist ein Vertreter der Hunderasse, die ihr Manko an Höhe durch die Länge ihrer Haare ausgleichen. Er (oder sie) musste ständig unter den Locken hervor schielen.

Mit Athena sah das schon anders aus. Athena (vermutlich weiblich wegen des Namens) ist ein Schäferhund und war außerordentlich misstrauisch. Aber dann hat Herrchen den fremden Mann mitgenommen und ihm die Pferde und Esel gezeigt (Les verts prés ist nämlich eigentlich ein Reiterhof). Dann kann der Mann ja nicht so böse sein. Da kann man sich gern mal ein bisschen kraulen und streicheln lassen.

Heute Morgen kam das Misstrauen dann noch einmal heraus, aber nur sehr kurz. Dann war alles wieder klar

Nach einem leckeren Frühstück ging es schon vor halb 8 los. Der Chef hatte mir beschrieben, wie ich wieder auf den Weg käme, ohne die ganze Strecke zurückgehen zu müssen. Sicherheitshalber habe ich meine Onlinekarte vom IGN zu Hilfe genommen, aber es war wirklich ganz einfach. Knapp 4 km später war ich wieder auf dem Jakobsweg, wenn auch nicht auf der bei Komoot geplanten Strecke. Die Wege fehlten bei Komoot, deshalb hatte ich für diesen Teil nur eine Ausweichroute planen können.

Selbst bei so früher Morgenstunde und Waldwegen war es schon nicht mehr kühl zu nennen. Ein Hase (mit einem a) lief lange Zeit auf meinem Weg voraus. Er kam wohl nicht so schnell ins dichte Gebüsch. Er konnte ja nicht wissen, dass quasi ein Kollege hinter ihm her war

Erneut ging es auf einem Brückchen über einen Bach - nicht ganz so abenteuerlich wie gestern, aber immerhin. Dann erreichte ich auch schon Puyferrand mit seiner wuchtigen Abteikirche.

In ihrem Schatten gab es Picknicktische unter Bäumen, die ich gern für ein zweites Frühstück mit Früchten und Erdnüssen nutzte.

Das benachbarte Chatelet habe ich nicht wirklich gesehen, weil ich nicht kapiert hatte, dass ich einen Weg hin und denselben Weg auch wieder hätte zurück gehen müssen. So habe ich mir den Abstecher völlig erspart.

Das war vielleicht auch gar keine schlechte Idee, denn die Hitze hatte stark zugenommen.

Über kleine Straßen, die zuerst schattenlos waren, später aber immer wieder durch den Schatten mächtiger Bäume verliefen, machte ich mich auf ins 7 km entfernte Saint-Jeanvrin. Bald schon machten sich Hunger und Durst wieder bemerkbar, dazu der Wunsch, mich an einem kühlen Plätzchen richtig gut auszuruhen.

Ich erreichte St-Jeanvrin nach knapp 2 Stunden - und traute meinen Augen nicht: Am Ufer eines Baches standen im Schatten zweier Ahorn-Bäume zwei herrlich bequeme Bänke mit Rückenlehne und allem Komfort. Ich glaube, ich habe die Erfüllung meiner Wünsche glatt für eine Stunde genossen.

Der Weiterweg war weniger schön: Über eine eigentlich recht nette Straße ging es nach Chateaumeillant, meinem heutigen Ziel. Die Hitze war kaum noch auszuhalten. Zum Glück ging von Zeit zu Zeit wenigstens ein kühlender Wind.

Im Ort angekommen, fand ich eine Epicerie, in der ich meinen Vorrat an Obst und Erdnüssen auffrischen konnte. Dazu nahm ich noch ein kleines Glas Cornichons und 1,5 l Orangeade Die Cornichons waren allerdings für meinen Geschmack viel zu sauer eingelegt. Die nehme ich nicht wieder. Am Nebentisch saßen zwei französiche Jungs, und jetzt merkte ich, dass ich auch etwas Warmes zu essen hätte bekommen können, denn die beiden zogen sich einen Burger und ein Döner rein (glaube ich).

Jedenfalls wollten sie ihre Fritten nicht essen. Ich sehe wohl ziemlich verhungert aus, denn sie boten sie mir an. Ich stehe ja gar nicht besonders auf Fritten, deshalb lehnte ich dankend ab. Aber da kam auch noch der Besitzer der Epicerie hinzu und bot sie mir noch einmal an. Jetzt konnte ich nicht anders - ich dankte allen dreien und stopfte das Zeug in mich rein. Hunger hatte ich ja tatsächlich, aber ich bleibe dabei: Fritten sind etwas zum "Essen abgewöhnen"

Jetzt blieb dann nur noch übrig, die Dame anzurufen, die mich heute beherbergen wollte. Etwas später gingen sie und ich zu einem kleinen Gartengrundstück, und sie zeigte mir ihr "Gartenhaus", ein typisches Mobilhome, wie sie die Amerikaner haben.

Hier werde ich also heute Abend schlafen. Für morgen früh werde ich mir noch ein Brot besorgen, dann kann ich so früh starten, wie ich will.
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