09.September 2017 - Tag 105 - haase-news

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09.September 2017 - Tag 105

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Ja, die Herberge war praktisch ein Hotel. Für die "normalen" Gäste gab es auch entsprechende Preise. Pilger wurden aber in 8-Bett-Räumen für 10 Euro pro Person aufgenommen. Auch das Pilgermenü kostete 10 Euro. Als Vorspeise gab es Salat oder Spaghetti, als Hauptgericht Pommes mit Huhn oder einer Scheibe Rindfleisch, als Nachtisch Eis oder Erdbeeren, dazu Wasser und Wein nach Belieben. Wirklich gut waren der Salat bzw. die Spaghetti. Die anderen Gänge waren etwas lieblos zusammengestellt. Wir hatten aber unseren Spaß und lernten Roland Geisler kennen, einen Krimi-Autor aus dem Frankenland, der seine Krimis auch dort spielen lässt. Er war 33 Jahre lang Ermittler bei der Polizei und kennt sich im Milieu aus.

Die Nacht verlief recht ruhig. Die Dusche heute Morgen hatte immer noch nur einen Knopf - diesmal kam aber heißes Wasser aus dem Duschkopf. Das war auch nicht viel angenehmer als das kalte Wasser gestern Nachmittag.

Dafür war das Frühstücksbuffet aber ausgezeichnet. Weil der Abstieg ziemlich schwierig war, starteten wir erst um 8:30 Uhr bei genügend Licht. Über glatte Felsplatten und dickes Geröll ging es insgesamt um 600 Meter nach unten, bis wir Riego de Ambros erreichten. Die kleine Kirche wurde gerade geöffnet. Wir gingen hinein und sahen uns um. Gerade die kleinen Kirchen sind oft von anrührender Schönheit.

Der weitere Weg nach Molinaseca war nicht weiter aufregend - er verlief an der Straße entlang. Das gilt auch für den Weg nach Ponferrada. Kleines Highlight am Rande: ein Drohnen-Wettbewerb auf einem speziellen Platz.

In Ponferrada, der Stadt mit der Templer-Burg, fand ein Markt statt, und wir (besonders ich) hofften, an den Ständen etwas zum Mittagessen zu finden. Aber es gab nur Kuchen und anderen Süßkram. Wir gingen weiter bis zum Hauptmarkt. Dort gab es Restaurants, die aber so teuer waren, dass wir dort nicht einkehren wollten. Durch enge Gassen liefen wir wieder auf den Jakobsweg und fanden dort eine kleine Bar ohne Außentische.

Das Ganze sah nicht sehr einladend aus, aber wir hofften, innen doch etwas Gutes zu bekommen. Der Wirt verstand mein "comer" mit entsprechender Geste als "cerveza" - klingt ja auch ganz ähnlich. Als wir ihm mit Hilfe eines älteren Spaniers klargemacht hatten, was wir wirklich wollten, knallte er uns 4 Wörter so schnell an den Kopf, dass ich nur 2 überhaupt behalten konnte.

Pulpo - das sind die Arme eines Oktopus - wollte ich lieber irgendwo probieren, wo ich darauf vertrauen konnte, dass sie richtig zubereitet wurden. Und Oreja - das bedeutet doch Ohren? Egal, das konnte ja ganz lecker sein.

Wir warteten und warteten, es tat sich nichts, außer dass der ältere Spanier vom Nebentisch in einem langen Wortschwall (möglicherweise) erklärte, dass der Wirt kein Kastillisch spräche. Jedenfalls standen wir schließlich vom Tisch auf und nahmen unsere Rucksäcke. In diesem Augenblick stellte der Wirt eine kleine Schale mit zwei Gabeln auf den Tisch, in der einige fette, knorpelige Fleischstücke lagen. Ingrid probierte - und nahm sich das zugehörige Brot. Ich hatte aber Hunger und stopfte mir das lieblos zusammengerührte, etwas scharfe Zeug rein.

Wir zahlten und verließen den Schuppen so schnell wie möglich. Am Ortsrand fanden wir eine Art Museum mit einer Cafeteria vor. Dort gönnten wir uns eine Sangria, um das Essen nachträglich herunterspülen zu können. Die Sangria für 2 wurde in einem7 1-Liter-Krug serviert und brachte uns wieder in Stimmung.

Vor allem wegen meiner Schwäche beim Wandern verzichteten wir aber heute auf die letzten 7 km und machten schon Halt in Camponaraya - 10 km von Ponferrado entfernt. Die Berge von Léon liegen hinter uns, vor uns liegt aber morgen und übermorgen ein ziemlicher Brocken: der Eingang nach Galizien bei O Cebreiro.
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