10.Juni 2017 - Tag 20 - haase-news

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10.Juni 2017 - Tag 20

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Bei strahlend schönem Sommerwetter brach ich um 7:45 in St.-Hubert auf. Die Nacht hatte ich in einem Himmelbett verbracht. Zum Frühstück, das angeblich in Frankreich immer so mager ausfallen soll, gab es frische Crepes, die ich mit frischer Konfitüre füllen konnte, eine halbe Kiwi, einen Joghurt, jede Menge Kaffee mit Milch, Orangensaft. Die weiteren Brötchen und die Schokoladenrollen hätte ich beim besten Willen nicht mehr essen können. Auch bei dem vorzüglichen Käse, den ich schon am Abend probieren konnte, musste ich streiken. Die Gastgeber verabschiedeten mich herzlich und mit Handschlag und wünschten mir viel Glück auf dem weiteren Weg.
Die Landschaft ist schon etwas Besonderes. Eben meint man noch, auf einer tischebenen Fläche voller Felder zu sein. Dann kommt plötzlich eine ganz kleine Rinne, die man vorher gar nicht gesehen hat. Und plötzlich schlängelt sich der Weg auf einem ganz engen Pfad zwischen zwei Hecken dahin, um danach plötzlich in einem Wald zu verschwinden. Und diese Wälder ziehen sich nicht wie bei uns um einen Berg herum, sondern sie liegen auf diesen ganz leicht gewellten Flächen. Wehe dem, der in solch einem Wald den Weg verliert und ohne Kompass und Orientierung wieder herausfinden will.
Der Weg verlief aber zunächst über die Straße aus dem Dorf hinaus. Eine alte Frau, die ich einholte, sprach mich an. Sie erzählte mir, sie sei auch eine Pilgerin. Sie wolle zur Kapelle von Rabas und dort vor dem Bild der Mutter Gottes beten. Um 10:15 Uhr sei dort eine Messe. Es gebe keinen Bus. Deshalb laufe sie jetzt ganz langsam dorthin. Ich fragte sie, ob ich sie begleiten sollte. Aber sie lehnte freundlich ab: Ich sei zu schnell für sie.
Zur Kapelle war es tatsächlich nicht weit, und viele Menschen waren schon da und warteten. Ich ging aber weiter auf wieder einmal rutschigen Waldwegen - allerdings konnten sie mit denen von gestern nicht im Entferntesten mithalten.
Mittags kam ich in dem Städtchen Vany an, wo gerade ein Flohmarkt aufgebaut wurde. Den musste ich mir ansehen, wenn ich auch nichts mitnehmen konnte. Es gab eigentlich auch nur das übliche Zeug. Aber ich entdeckte eine Bierbude. Ab 13 Uhr sollte dort Ausschank sein. Auch Würstchen u.ä. sollten verkauft werden. Es war 12:40 Uhr - die 20 Minuten habe ich gern gewartet.
Gegen 15 Uhr erreichte ich Metz. Und jetzt muss ich unbedingt etwas loswerden: Es ist unglaublich, wie freundlich die Franzosen sind. Nicht nur die Erwachsenen grüßen mich, den wildfremden Wanderer, auch Kinder und Jugendliche (!) sprechen mich mit einem freundlichen "Bonjour monsieur" an. Als ich nun nach Metz hinunter wanderte, rief mir ein kleiner Junge von der anderen Straßenseite her etwas zu, das ich nicht verstehen konnte. Der junge Vater kam hinzu und erklärte mir, der Junge habe nach meinem Namen gefragt. Ich stellte mich als Antoine vor und fügte hinzu, mein Nachname sei Lapin (Hase).
Wir kamen ins Gespräch, und als der Vater erfuhr, dass ich aus der Gegend von Köln sei und auf dem Weg nach Santiago, lief er ins Haus und brachte mir eine ganz kleine Kleingeldtasche mit Schlüsselring heraus: "Als Souvenir aus Frankreich!" Ich bin jetzt noch, während ich das schreibe, zutiefst gerührt.
In Metz verläuft der Weg auf den Mauern der Altstadt an der Seille und den Moselkanälen entlang. Es ist unglaublich schön.
Ich mache hier morgen einen Ruhetag. Julia kommt mit ihrem Vater her und löst mein Problem Nr. 2: sie bringt den Poncho. Vielleicht gibt es noch mehr Bilder von hier.

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